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Auf höhere Zinsen reagieren

Bär und Bulle sind die Symbole für den Geldmarkt. Steigende Zinsen drücken die Stimmung an der Börse, eröffnen sie doch alternative Anlagemöglichkeiten. (Foto: Martin Wendlandt)

Bär und Bulle sind die Symbole für den Geldmarkt. Steigende Zinsen drücken die Stimmung an der Börse, eröffnen sie doch alternative Anlagemöglichkeiten. (Foto: Martin Wendlandt)

22.03.2023


Bei der Kreditaufnahme gibt es bekanntermaßen die zwei Möglichkeiten »Festzins« oder »variable Zinsbildung«. Für einen über die Kreditlaufzeit fixen Zinssatz wird üblicherweise ein Aufschlag fällig. Diese Garantie eines unveränderlichen Zins war über die lange Zeit niedriger Leitzinsen keine große Belastung. Die Frage, ob ein Kredit zu 1,2% »variabel« oder zu 1,4% »fix« abzuschließen sei, wurde regelmäßig zugunsten des Festzins beantwortet.

Dennoch gibt es in Verkehrsunternehmen viele variable Zinsvereinbarungen. So manchem Unternehmer ist es möglicherweise gar nicht mehr bewusst, dass sozusagen im »Kleingedruckten« etwas von der Anpassung auf Basis des »Euribor« im Vertrag steht. Solange die Zinsen niedrig waren, spielte die flexible Zinsvereinbarung eine untergeordnete Rolle. Umso teurer werden diese Kredite in der aktuellen Zeit. 


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Im Dezember 2022 ist unser von der Bundesbank veröffentlichter Vergleichszins knapp über 5%. Auf Grundlage des Werts per Juli 2022 wurde im Grünen Renner (9.9.2022) angeregt, über Zinsfixierungen nachzudenken. Aktuell ist es, außer man rechnet mit weiter steigenden Zinsen, zu spät dafür.

Vor diesem Hintergrund kommt der Verwendung eigenen Gelds wieder ein anderes Gewicht zu. Seien es in der Firma thesaurierte Mittel oder auch Privatvermögen, das eine angemessene Verzinsung erwirtschaften soll. Kredite werden nicht mehr so leichtfertig aufgenommen wie vor den Zinsschritten der EZB. Außer der Überlegung, wieder mehr mit eigenen Mitteln zu arbeiten, sollte auch das Kreditportfolio durchgesehen werden. Denkbarerweise kann im Rahmen einer Umschuldung, Zusammenfassung oder Umschichtung von Krediten ein Vorteil für das eigene Unternehmen herausgeholt werden. Manche Kredite sehen Rechte zu Sondertilgungen oder (eher selten) Aufstockungen vor. Jedenfalls sollten Sie Ihre Möglichkeiten erörtern und nutzen.

Übrigens schlummert so manche flexible Zinsvereinbarung auch bei Mietkäufen und dem Leasing. Beliebt ist die Erhöhung der letzten zu zahlenden Rate. Hierdurch wird der Zins klammheimlich angehoben, ohne dass es dem Betrachter auf den ersten Blick auffällt. Umso wichtiger ist es, regelmäßig den Effektivzins auszurechnen. Eingreifen kann man in diesem Fall, indem nach Möglichkeiten der Vertragsablösung (etwa durch eine Rückkaufvereinbarung) gesucht wird.

Unser Rat: Die steigenden Zinsen stellen viele Unternehmen nicht nur bei neuen Finanzierungen vor ein Problem. Die in Verträgen vorgesehene variable Zinsanpassung führt zu starken Kostensteigerungen. Außer der bloßen Aufnahme der höheren Kosten in die Angebotskalkulation, sollten Sie nach Wegen suchen, um die Kredite zu optimieren. Kreditverträge beinhalten immer wieder Möglichkeiten, entweder vorzeitig zu tilgen oder gar mehr Geld darüber aufzunehmen. Der fortgeschrittene Tilgungsverlauf und die daraus entstehende wertmäßige Überbesicherung (Bank hat mehr Sicherheiten als sie für den Kredit eigentlich braucht) sind gute Argumente für Verhandlungen. Zudem muss sich so mancher Unternehmer vor dem Hintergrund der Inflation ohnehin fragen, was er mit seinem Geld anfangen soll. Solange die Sicherheiten stimmen und die Risiken überschaubar sind, könnte doch wenigstens durch die Verwendung der finanziellen Mittel im eigenen Unternehmen eine ordentliche Verzinsung erzielt werden.

Autor: Hagen Wendlandt
Dieser Artikel stammt aus »Der Grüne Renner – Wendlandt-Beratertipps für Omnibusunternehmer«