zur Startseite
Wendlandt bei Facebook Wendlandt bei Twitter Wendlandt bei Xing
Sie sind hier:

Energie und Treibstoff zu niedrigen Terminpreisen einkaufen

Je weiter ein Termingeschäft in der Zukunft ist, desto niedriger der Preis. (Foto: Hagen Wendlandt)

Je weiter ein Termingeschäft in der Zukunft ist, desto niedriger der Preis. (Foto: Hagen Wendlandt)

20.12.2023


Verschiedene Gründe sprechen dafür, dass die Energiepreise in den kommenden Jahren ansteigen. Rohstoffknappheiten, Nachhaltigkeitsbestrebungen, Kriege, CO2-Abgaben und Ökosteuern, höhere Personalkosten, mehr Förder- und Transportkosten, usw. Die Prognose der Energiepreise war schon immer schwierig. Sogar der niedrige Pegelstand des Rheins hatte immer wieder mal Auswirkungen auf die Ölpreise.

Jedoch gibt es auch Anhaltspunkte, die für sinkende Energie- und Treibstoffkosten sprechen. Schwache Konjunkturaussichten drücken die Preise kurzfristig und schnell. Weiterhin führen Einsparungen bei der Heizung (niedrigere Raumtemperatur, Gebäudesanierung, moderne Heizung) zu weniger Nachfrage. Vermehrte Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern tragen weiterhin zur sinkenden Nachfrage bei. Stromautos und -busse führen darüber hinaus zu einer Entlastung der Dieselverbräuche.

Aktuell sind einige Handelsbücher der Terminhändler bereits geschlossen. Gleichwohl ist in den letzten Wochen des Jahres 2023 noch die ein oder andere große Transaktion in den Statistiken der Börse sichtbar. Dabei ist bemerkenswert, dass die Terminpreise stark gesunken sind. Je weiter ein Termingeschäft in der Zukunft ist, desto niedriger der Preis.

Nachstehend einige Beispiele für den starken Preisverfall:

- Strom im Base (gleich durchlaufende Menge) an der European Energy Exchange (EEX)
• der Preis für 2024 ist am 15.12.2023 bei 9,3 Cent / kWh
• am 02.11.2023 waren es für 2024 noch 12,6 Cent / kWh
• für das Jahr 2027 ist der Preis bei 8,7 Cent / kWh
• für das Jahr 2029 sind es nur noch 7,7 Cent / kWh
• vor der Krise waren Preise zwischen 5 und 6 Cent / kWh üblich

- Erdgas am Trading Hub Europe (THE)
• ist am 15.12.2023 für das Jahr 2024 bei 3,6 Cent / kWh
• für das Jahr 2026 sind es 3,4 Cent / kWh
• für 2028 nur noch 2,9 Cent / kWh
• vor der Krise waren die Preise zwischen 3 und 4 Cent / kWh

- Forward Curve für Brent-Öl in Dollar am Intercontinental Exchange (ICE)
• der Preis ist Mitte Dezember bei ca. 76,5 $ / Barrel
• bis Januar 2030 sinkt der Preis auf etwas über 69 $ / Barrel

Je weiter ein Festpreis in der Zukunft ist, desto höher wird der Risikoaufschlag sein. Dennoch verdeutlichen die genannten Preisabschläge für zukünftige Lieferungen, dass eine Fixierung für die Jahre 2025 bis 2030 weitaus günstiger ist als noch vor einigen Wochen.

Bei der Lieferung von Erdgas ist die Regelung von Unter- und Obergrenzen hinsichtlich der Jahresmenge gang und gäbe. Dabei wird üblicherweise im Vertrag geregelt, dass mindestens 80% und maximal 120% der vereinbarten Menge geliefert werden. Bei Über- oder Unterschreitungen wird eine Strafzahlung von bspw. 1 Cent / kWh fällig. Außerdem gibt es sogenannte »Take or pay«-Regelungen, die besagen, dass die 80% Mindestmenge in jedem Fall abzunehmen sind. Das ist gerade vor dem Hintergrund aktueller Energieeinsparungen eine nicht ungefährliche Klausel. Die Handhabe der Unter- und Obergrenzen wurde aufgrund der starken Preisschwankungen auch in Stromverträge übernommen.

Unser Rat: Eine Preisfixierung für zukünftige Zeiträume kann sich auch für Teilmengen (sogenannte Tranchen) lohnen. Die Preise für Termingeschäfte sind in den letzten Wochen stark gesunken. Zu bedenken ist insbesondere bei Verkehrsverträgen (Diesel und Strom), dass sich der Einkauf an den Preisgleitklauseln orientieren muss. Eine Stromfixierung für einen variablen Verkehrsvertrag (Preisgleitklausel) ist spekulativ und sogar gesetzlich ausgeschlossen (§254 HGB). Insofern wird der Abschluss eines guten Strom- oder Gaspreises für Ihren Betriebshof kein Problem darstellen. Jedoch sollten Sie sich bei größeren Geschäften (bspw. Stromeinkauf für Elektrobusse) zum Thema Portfoliomanagement beraten lassen. Gerne unterstützen wir Sie beim Aufbau einer strukturierten Beschaffung.

Autor: Hagen Wendlandt
Dieser Artikel stammt aus »Der Grüne Renner – Wendlandt-Beratertipps für Omnibusunternehmer«