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»Hier spielt Geld scheinbar keine Rolle!«

Grafik: namosh / Fotolia.com

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04.08.2018


Das soll die Berliner Verkehrssenatorin Günther beim Besuch einer Delegation der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) in Peking gesagt haben. Es liegt die Vermutung nahe, dass sich diese Annahme auf den ÖPNV in Peking und nicht auf Berlin bezogen hat.

Aus Sicht mancher privater ÖPNV-Unternehmer trifft diese Aussage aber auch auf den Elektrifizierungshype des ÖPNV in manchen deutschen Städten zu. In Peking sollen von 22.000 Stadtbussen ca. 60% elektrisch angetrieben werden. Dass die Reichweite eines Elektrobusses dort ca. 60 Kilometer beträgt, veranlasst den Journalisten B. Eyssel von RBB24 zu der Feststellung, dass Elektrobusse eine »geringere Laufleistung« hätten. Nett, muss ein Stadtlinienbus doch dann nach maximal 3 Stunden für längere Zeit an die Steckdose.

Bei uns liest man dann fast täglich, dass wieder irgendeine Stadt den Ausstieg aus dem Stinker-ÖPNV beschlossen hat oder auch schon eine größere Zahl von Bussen mit Elektroantrieb bestellt hat. Offensichtlich spielt Geld keine Rolle, zumal moderne Busse mit Euro-6-Antrieb die Luft eher reinigen als verschmutzen.

Der herkömmliche ÖPNV ist aber nicht nur beim Antrieb einem extremen Wandel ausgesetzt. Auch On-Demand-Angebote wie Door-2-Door, Clever Shuttle (DB), Moovel (Daimler) und Moia (VW) machen deutlich, dass man sich zwar »teurer als mit Bus, aber billiger als das Taxi« fortbewegen kann. Ähnlich wie beim Car-Sharing soll der Öffentlichkeit weiß gemacht werden, dass Staus vermieden werden und damit die Umwelt entlastet wird. Das ist Lug und Trug, schlicht Leuteverdummung.

Man stelle sich vor, ein Mensch will von A nach B innerhalb der Stadt fahren. Er kann den Linienbus oder die Straßenbahn nehmen, die nach Fahrplan fahren, er kann mit seinem Pkw, einem Car-Sharing-Fahrzeug oder dem Taxi fahren oder einen der On-Demand-Anbieter per App rufen. Welche Fortbewegung erzeugt zusätzlichen Verkehr? Pardon, dumme Frage, denn wenn Busse und Bahnen eh fahren, ist alles andere zusätzlich. Bewiesen ist doch auch mittlerweile, dass Car-Sharing-Projekte zu mehr und nicht zu weniger Verkehr auf den Straßen führen. Man probiert den schicken BMW aus und »gönnt sich ja sonst nix«.

Zwar liegt die Umweltbelastung durch den ÖPNV im unteren Prozentbereich der Gesamtbelastung, die Politiker tun aber so, als würde durch die Umstellung auf Elektromobilität die Luft in den Städten schlagartig so sauber, wie die im Wald bei Regen. Dass die Gesamt-Öko-Bilanz bei Elektroantrieb schlechter ist als die moderner Dieselbusse, spielt dabei keine Rolle. Den Leuten muss etwas vorgemacht werden, sie wollen an Heilsversprechen glauben. Der Psychologe Le Bon stellte schon 1885 fest, »die Masse sei schlichter, begeisterungsfähiger, brutaler, irrationaler, leichtgläubiger, sprunghafter, als Individuen es sind.« Anders ist auch die überwiegende Zustimmung der amerikanischen Bevölkerung zur aktuellen Politik des Präsidenten nicht zu verstehen.

Also wird auch in Deutschland Geld für eine Umstellung des ÖPNV ausgegeben, das nur über Schulden beschafft wird. Die Folgekosten spielen bei den Entscheidungen keine Rolle, »geht es doch um unserer aller Gesundheit«, wobei die Erkrankungen und Todesfälle durch die ÖPNV-Umweltbelastung bei allgemein steigender Lebenserwartung an keiner Stelle bewiesen, alle Berechnungen rein theoretisch sind.
Im Internet findet man eine ständig aktualisierte Seite zur Luftqualität in den Städten. Der Hauptschadstoff heißt PM10 (Feinstaub) und zeigt am 1.8.2018 folgende Werte:  Stuttgart 40, Berlin 32, Hamburg 36 und Peking 144. Ohne weiteren Kommentar.

Die sich uns stellende Frage ist, wo bei dieser Entwicklung der private Busunternehmer bleibt. Privatunternehmer müssen wirtschaftlich arbeiten, weil keine Stelle Verluste ausgleicht und die Unternehmerfamilie von Gewinnen lebt. Es bleibt zu hoffen, dass die in den Städten explodierenden ÖPNV-Kosten die Politiker zu Verstand kommen lassen und der Elektrizifierungshype abklingt, weil ganz einfach das Geld dafür fehlt und dann der klare Menschenverstand zurückkommt.