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Mit Skepsis in die Zukunft

Staffelübergabe an den Nachwuchs - heute keine Selbstverständlichkeit mehr, dass der Nachwuchs übernehmen will. (Foto: © soupstock - stock.adobe.com)

Staffelübergabe an den Nachwuchs - heute keine Selbstverständlichkeit mehr, dass der Nachwuchs übernehmen will. (Foto: © soupstock - stock.adobe.com)

03.12.2019


Spricht man mit privaten Busunternehmern, hört man Zweifel, Bedenken, teils auch Misstrauen in Bezug auf die Zukunft des eigenen Unternehmens. Wo wird das Unternehmen in fünf oder zehn Jahren stehen? Wird es überhaupt noch existieren?

Wird eines der Kinder das Unternehmen irgendwann fortführen wollen oder können? Diese Frage stellen sich Mittelständler zuerst, denn das selbständige Leben der Eltern ist häufig nicht so vorbildlich, dass die infrage kommenden Nachfolger dieses für erstrebenswert halten. Selbständige arbeiten selbst und ständig. Will und kann das der eigene Nachwuchs? Man soll sich nichts vormachen, man wird zwar als Kind von Unternehmern geboren, die Begabung, erfolgreicher Unternehmer zu sein, erbt aber bei weitem nicht jeder. So winken dann Unternehmer bei der Frage nach dem Nachfolger häufig ab: »Meine Kinder machen was ganz anderes!« Eltern wollen zumeist, dass es die Kinder einmal besser haben sollen. Warum dann Busunternehmer werden, kann man dazu raten? 

Die Mitgliederzahlen der Landesverbände sinken kontinuierlich. Immer mehr Unternehmer geben auf. So berichtete ein Busunternehmer kürzlich bei einer Tagung, dass er in diesem Jahr bereits fünfmal von Kollegen aus dem Umkreis bezüglich einer eventuellen Übernahme angesprochen worden wäre. Das Alter und die fehlende Nachfolge sind dabei der häufigste Grund. Wenn aber junge Menschen vermehrt kein Interesse an der Übernahme des elterlichen Unternehmens haben, so hat das auch etwas mit Vertrauen in die Zukunft zu tun. 

Vertrauen entwickelt sich durch das, was man erfährt, erlebt, erlernt. Wenn die Eltern alles schlechtreden, wird es schwierig mit dem Vertrauen. Wenn die Wettbewerber ebenso bösartig sind wie die Auftraggeber ausbeuterisch und die Fahrer faul und verantwortungslos, wie soll man da an die Zukunft glauben? Wenn man aber mit den Wettbewerbern reden kann und die Auftraggeber faire Zusammenarbeit ermöglichen, dann sind die Fahrer so gut und schlecht wie die Menschen schon immer waren. Der Autor dieses Artikels kennt übrigens beide Extreme bei Busunternehmern. 

Der Einfluss des Unternehmers auf »seinen« Markt ist nicht zu unterschätzen, sowohl positiv wie auch negativ. Allerdings gibt es übergeordnete Einflüsse auf den Markt, die vom Unternehmer in seinem Teilmarkt nur wenig oder gar nicht beeinflusst werden können. Zumeist sind es der Gesetzgeber oder die Verwaltungen und Behörden, die die Rahmenbedingungen negativ beeinflussen. Was ist denn, wenn irgendwo durch Beschluss die Förderung im Ausbildungsverkehr geändert wird oder ganz wegfällt. 

Was ist denn, wenn plötzlich ein Nahverkehrsplan erstellt wird, der die seit Kriegsende gefahrenen Linien in die Ausschreibung bringt und dann irgendein Visionär von weit her den am Ende doch scheiternden Versuch unternehmen darf, den ÖPNV neu zu erfinden? Letztlich ist dann alles kaputt, möglicherweise auch das eigene Unternehmen. Die verantwortliche Behörde wird trotzdem die Hände in Unschuld waschen, wie es schon Pilatus getan hat. 

Was ist denn, wenn der Nahverkehrsplan technische oder organisatorische Vorgaben macht, die trotz spitzem Bleistift rentabel nicht umsetzbar sind? Dann ist es an der Zeit, den ÖPNV zu rekommunalisieren, denn Verwaltungen, Behörden und kommunale Unternehmen können es besser, zumal dann, wenn sie voll mitbestimmt sind, oder? Man kann ÖPNV nicht mit Gewinn betreiben, hört man gelegentlich. Dann muss nur noch geklärt werden, wer die Verluste des kommunalen Unternehmens ausgleicht, z.B. dann, wenn der sogenannte Querverbund wegfallen sollte.

Es wird deutlich, dass der Markt, mit seinen Rahmenbedingungen, großen Einfluss auf die Zukunft der privaten Omnibusunternehmen hat. Am Markt sind auch andere Unternehmen, die Wettbewerber und auch die Kunden, die Fahrgäste. An diesen Markt muss das Unternehmen sich anpassen, mit einem Leistungsangebot zu mehr als kostendeckenden Preisen. (Anders als öffentliche Unternehmen muss der Privatunternehmer Gewinne machen, weil schließlich niemand die Verluste als Folge unwirtschaftlichen Handelns ausgleichen wird.)

Es ist also durchaus angebracht, in Bezug auf die Zukunft der privaten Busunternehmer skeptisch zu sein. Blauäugig sein, ist in der heutigen Zeit nicht angebracht. Aber, die jetzt schon deutlichen Veränderungen der Lebensverhältnisse auch in Deutschland, geben einen Hinweis auf das, was kommen wird. Die katastrophalen Entwicklungen unserer Umwelt werden mit großer Wahrscheinlichkeit dazu beitragen, dass der Individualverkehr mittelfristig zurückgedrängt werden muss und in der Folge der öffentliche Personenverkehr viel stärker gefördert werden dürfte, als wir das bisher kennen. Die in vielen Städten schon jetzt eingerichteten Umweltzonen sind nur der Anfang.

Der ÖPNV auch in der Fläche wird ausgeweitet werden müssen. Wenn wir keine Verhältnisse bekommen, wie vom jetzigen Juso-Vorsitzenden gefordert, wenn wir also keine Verhältnisse wie in der ehemaligen »DDR« bekommen, wird es ein breites Betätigungsfeld auch für private Omnibusunternehmen geben. Bis dahin heißt es zuerst einmal Überleben. Es ist ja nicht so, dass es nicht auch Chancen für clevere private Busunternehmer gibt. Wir kennen eine Vielzahl bei Ausschreibungen erfolgreicher, wachsender Busunternehmen, die von gut ausgebildeten Unternehmern geführt werden. Der sich selbst ausbeutende Unternehmer, der über Tag fährt, abends und nachts repariert und am Wochenende »über den Büchern sitzt«, dürfte es in Zukunft schwer haben, zu überleben. Kaufmännisch denkende und handelnde Unternehmer müssen einerseits skeptisch sein, aber gleichzeitig die Zukunft als Herausforderung sehen.