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Strompreisexplosion bewältigen

Stromzähler (Foto: Gerd Altmann / Pixabay)

Stromzähler (Foto: Gerd Altmann / Pixabay)

18.01.2022

Im Energiehandel sind die Produkte »Frontmonat, -quartal und -jahr« stets wichtig. Damit wird umschrieben, welche Einheit der Terminhändler als nächstes kaufen oder verkaufen kann. Am 21.12.2021 hat der Preis für ein Base(1) des Frontmonats Januar 2022 irrationale 43 Cent/kWh erreicht. Der Februar kostete sogar 52 Cent/kWh.

Das ist bei Preisen zwischen üblicherweise 3 und 6 Cent/kWh eine Sensation im negativen Sinne. Bis zum 11.1.2022 ist der Kurs für Februar wieder auf 21 Cent/kWh gesunken. Leider entspricht dies aber noch immer einer Vervierfachung normaler Preise.

Auf mittlere Sicht kann nicht wirklich von Entspannung gesprochen werden. Das Frontquartal (2. Quartal 2022) ist am 11.1.2022 bei 17 Cent/kWh. Q3 ist ebenso bei 17 Cent, Q4 bei 18 Cent. Das Frontjahr 2023 ist bei 13 Cent/kWh. Das Schlimme an dem Ganzen ist, dass die benannten Produkte liquide sind, was bedeutet, dass bereits beträchtliche Strommengen zu den exorbitant hohen Preisen den Besitzer wechseln.

Nicht umsonst sagen erfahrene Händler, dass man niemals in ein fallendes Messer greifen, sprich bei stark fallenden Kursen nicht einkaufen solle. Aber guter Rat ist teuer, wenn man den Strom gerade benötigt, bspw. weil der Vertrag ausläuft oder der Verkehr bald losgeht. Hier greift eine andere Händlerweisheit: »Short ist Mord«. Wer nicht rechtzeitig eingekauft hat, muss den Marktpreis nehmen, der gerade gilt.

Wenn der Liefervertrag eines Ihrer Stromzähler Ende April 2022 ausläuft, so dürften pro 10.000 kWh Jahresverbrauch in etwa 100 € monatliche Mehrkosten entstehen. Eine besorgniserregende Entwicklung, wenn man bedenkt, dass produzierende Unternehmen für gewöhnlich viel Strom brauchen. Die Energiekosten sind demnach einer der Inflationstreiber. Auch für Elektrofahrzeuge sieht es düster aus, sofern nicht gerade ein Festpreis auf 2-3 Jahre gilt.

Unser Rat: Bei einem vergleichsweise großen Verbrauch sollten Sie die Beschaffung in Tranchen beherzigen. Sichern Sie nicht an einem Tag die komplette Jahresmenge ab. Hohe Einkaufspreise geben Anlass dazu, möglichst auf Zeit zu spielen. Entweder das gestiegene Preisniveau setzt sich durch und wird zum Bestandteil des Kostenkorbs des Statistischen Bundesamts oder die Preise sinken wieder. Prüfen Sie zudem, ob an verschiedenen Stromzählern unterschiedliche Verträge abgeschlossen wurden. Auch beim Strom gilt: je größer die Menge, umso besser sind Preis und Konditionen. Gerne helfen wir Ihnen bei der Ausschreibung Ihres Energiebedarfs. Zudem haben wir ein Energiecontrolling für Verkehrsunternehmen entwickelt.

Auch direkt bei sich im Haus sollten Sie Maßnahmen ergreifen: Denkbarerweise können Verbräuche verlagert werden, indem bspw. der Server auf einer anderen Etage angeschlossen wird. Am besten ist es natürlich, Strom zu sparen. Bspw. sind Untertischgeräte zur Warmwasseraufbereitung richtige Stromfresser. Sie sind im Büro allerdings oftmals überflüssig und können ausgeschaltet werden. Ein Smart Meter hilft, Verbrauchsfresser zu erkennen. Die Kehrseite der Medaille ist, dass es die Stunde der dezentralen Stromerzeuger (Photovoltaik, …) ist. Diese sollten unbedingt mit dem Verteilnetzbetreiber über Direktvermarktung oder Eigenverbrauch reden.

(1)     Base bedeutet gleichmäßig gelieferte Menge in jeder Stunde, demnach ist es das günstigste Standardhandelsprodukt.

Autor: Hagen Wendlandt
Dieser Artikel stammt aus »Der Grüne Renner – Wendlandt-Beratertipps für Omnibusunternehmer«